Floriano De Santi - brunorinaldi

Vai ai contenuti

Menu principale:

Floriano De Santi

le stampe

"Das Licht und die Einsamkeit"

in der Radierforschung von Bruno Rinaldi

Vor über fünfzig Jahren bemerkte ein wichtiger Intellektueller, Giaime Pintor, wie der Fluss der Genialität bereits durch alle Dämme geflossen war. So blieb der Nachwelt nichts anderes übrig, als die Wiederzusammensetzung und die Neufestlegung – und auch die Mäßigung – derselben Ausdrücke. Er bezog sich auf die europäische Kultur, von Coleridge bis zum Surrealismus, innerhalb von einem Vergleich zwischen alter und neuer Romantik. Damals sehnten sich die jungen Generationen nach der Transzendenz, nach der Chòra, nach der metaphysischen Schwelle. Heute hat man Lust hingegen auf einen moralischen und konkreten repêchage in dem Durcheinander, das wir gerade erleben: man hat Lust auf feste Bezugspunkte, die mit der Klarheit der Ideen und der Vorsätze gebunden sind. Die Radierungen, die Bruno Rinaldi für seine Mappe gedacht und ausgeführt hat, beschwören Dimensionen und Werte, die mit dem Gefühl der Kultur und der Zugehörigkeit eng verbunden sind. Die Grundlagen ihrer visuellen Untersuchungen sind deshalb besondere Bilder von Bücherschränken-Regalen, wo Bände und Gegenstände aus verschiedenen Ländern gesammelt werden. Die künstlerische tèkhne von Rinaldi, die seit jeher bestrebt ist, neue Systeme und neue Bilder der menschlichen Beziehungen auszuarbeiten, verfolgt die Spur von ihm unbekannten geistigen und fantastischen Gewohnheiten, aber innerhalb von einer Moralität, die von der vorhergehenden stammt.Licht und Einsamkeit miteinander zu verschmelzen, diese Handlung künstlerisch zu verwirklichen und sie in Dichtung zu übersetzen, all das gehört zur einzigartigen erfinderischen Erfahrung von Rinaldi in den letzten zwei Jahrzehnten. Sowohl bei den Radierungen als auch bei der Malerei hat sich ein reduktiver Prozess ereignet: als ob der Reichtum des Bildes, die ikonographische Überschwemmung, die Kraft der Erinnerungen abgelehnt und nur die Einfachheit, das arme Netz des Zeichens, die Leichtigkeit der Aquatinta, der bescheidene und wahre Sinn der Gegenstände akzeptiert würden. Das bedeutet auch – obwohl jene klösterlichen Wurzeln bewahrt werden – die Umgestaltung des klassischen eî dos von Morandi und Castellani, nach einer Subjektivität, einer existenziellen Erschütterung, einer Angst, die die echteste Neigung des Zeitgenossen darstellen. Es sieht so aus, als ob der Künstler aus Brescia mit jedem überschüssigen Strich, jeder Ausschmückung Tabula rasa gemacht und einen Raum geschaffen hätte, wo die Absolutheit des lyrischen Bildes blüht. Wenn Rinaldi Arbeiten wie Holland, Italien, Spanien und Dänemark radiert, realisiert er so scharfe Radierungen, wie sie heute in unserem Land kaum zu sehen sind. Hier ist die Helligkeit an sich gezeichnet, kaum spürbar, leicht, verschleiert, wie ein taktiles Phänomen, das zum Zeichen des àpeirons des Lichtes, zur zarten Umnebelung, zum unbestimmten Staubregen wird. Und der Staub führt zum langsamen Eintauchen in die Zeit, die von einem ebenso leichten Schattenkegel verkörpert wird – schon einem Bezug vielleicht auf die Todessehnsucht, als ob man in diesen flüssigen Räumen nur süß Schiffbruch erleiden könnte – nach einem bedeutungsvollen Satz aus „Herz der Finsternis“ von Conrad: „wie der Dunst, der von der Hitze erzeugt wird, wie eine jener wolkigen Aureolen, die vom Mondlicht sichtbar gemacht werden“.

 
 
Torna ai contenuti | Torna al menu